Alkohol und Tabak als Grundversorgung im Regelsatz?
Heute haben wir das Budget knapp eingehalten. Im Regelsatz werden ausschließlich alkoholfreie Getränke berücksichtigt und somit muss ich die 2 Gläser Wein heute Abend aus anderer Quelle finanzieren. Könnte ja behaupten er war alkoholfrei. War er nicht.
Es entbrannte eine Diskussion zwischen Frank und mir. Gehören alkoholische Getränke zur Grundversorgung? Oder zur Menschenwürde? Oder zur gesellschaftlichen Teilhabe in Deutschland? Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits gehört es nach meiner Ansicht nicht zur Grundversorgung und auch nicht zur Menschenwürde. Allerdings werden Tabakwaren beim Regelsatz berücksichtigt. Rauchen darfst du, saufen nicht. Dann ist es nur konsequent ebenfalls eine Flasche Wein oder eine Kiste Bier pro Monat als Grundleistung anzusehen.
Der Sinn des Bürgergeldes richtet sich jedoch nicht nur auf die Grundversorgung. Es soll den Empfängern zeitgleich eine Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen. Unter diesem Gesichtspunkt müssten sowohl Tabak als auch Alkohol eingerechnet werden. In Bayern gehört das Weizen schließlich schon zum Frühstück.
Was muss ein Sozialstaat leisten?
Frank ist grundsätzlich sehr ähnlicher Meinung. Bei den Lösungsansätzen trennen sie sich. Wie sollte die Lösung aussehen? Frank meint, es müsse eine Position für Alkohol bzw. Party geben, da ansonsten besonders junge Menschen komplett ausgegrenzt werden. Gebe ich ihm recht.
Aber ich bin nicht mehr jung und Partys sind mir ein Graus. Meine Sichtweise beschränkt sich auf die juristische Seite. Wir sind ein Sozialstaat und das bedeutet nach meiner Ansicht, dass wir natürlich eine Grundversorgung für deutsche Staatsangehörige leisten müssen.
Grundversorgung bedeutet: Dach über dem Kopf, eine übliche Einrichtung mit Bett und Küche und die Kostenübernahme für Kleidung, Nahrungsmittel (für eine vollwertige gesunde Ernährung), Versicherungen, Strom in einem üblichen Rahmen (Keine Stromkosten eines Bitcoinminers), Kosten Monatskarte oder Spritgeld, Bildung, gesundheitliche Versorgung.
Kostenübernahme für Hotel, Gaststätte, Kultur, Freizeit würde ich tatsächlich aus dem Regelbedarf streichen. Ich sehe den Sozialstaat nicht in der Pflicht für eine gesellschaftliche Teilhabe zu sorgen. Dazu haben wir einen zu starken Arbeitsmarkt mit vielen freien Stellen. Wer trinken, rauchen und feiern will oder Urlaub bucht, muss sich Arbeit suchen. Wir haben kein Arbeitslosigkeitsproblem wie in Spanien oder Portugal.
Der Spruch „Wer Arbeit will, findet sie.“ stimmt mehr denn je. Wie mein Selbstversuch im letzten Jahr zeigte: 5 Bewerbungen in ganz unterschiedlichen Branchen von Fachkraft bis Warenverräumer ergaben 5 Zusagen innerhalb von 3 Tagen; im Bundesland mit der dritthöchsten Arbeitslosenquote (8,4 %) und unter Berücksichtigung meines Alters, in dem man doch gern vom Arbeitsmarkt aussortiert wird.
Zurück zur Nahrung. Was hat uns heute unsere Bäuche gefüllt und die Geldbörse geleert?
Frühstück Frank, Rosi | ||
Dinkelschnitten mit veg. Aufschnitt, Tomaten, Toast mit Marmelade und 2 Tee | 1,34 EUR | |
Frühstück/Schulbrot Luna | ||
Dinkelschnitte mit veg. Aufschnitt, Tomate 1/2 Apfel | 0,94 EUR | |
Mittagessen Luna KOSTENLOSES Schulessen | 0,00 EUR | |
Mittagessen Rosi, Frank | ||
veg. Gyros, Reis, Tzatziki, Salat | 7,08 EUR | |
Zwischendurch | ||
Kaffee, Kekse, Müsli, Gummibärchen | 1,62 EUR | |
Abendessen | ||
2 Glas Wein (im Regelsatz gibt es keine Position für Alkohol) | 1,50 EUR | |
Dinkelschnitten, Tomaten, Gurke | 2,52 EUR | |
Ausgaben Nahrung Genussmittel Getränke am 29.03.2023 insgesamt | (15,00 EUR) | 13,50 EUR |
Noch im Budget oder liegen wir darüber?
Zwar sind wir im Budget geblieben, dank des kostenlosen Schulessens. Doch irgendwo muss das Geld für meinen maßlosen Weinkonsum herkommen, somit haben wir nach meiner Einschätzung unser Budget heute nicht eingehalten und um 1,01 EUR überzogen. Trotzdem liegen wir aufgrund der Guthaben der letzten beiden Tag noch im Limit. Das Guthaben beträgt nur noch 10,57 EUR.
Anmerkung: Monatssatz für Nahrung, Getränke und Tabak beträgt 34,7 % des jeweiligen Regelsatzes. Für uns ergeben sich somit 156,50 EUR (Frank), 156,50 EUR (Rosi), 120,7 EUR (Luna), 433,76 EUR gesamt. Auf 31 Tage verteilt somit 13,99 EUR/Tag, bei 30 Tagen sind es 14,46 EUR/Tag. Wir ernähren uns ausschließlich vegetarisch/vegan.
Huhu,
Wer Arbeit sucht der findet stimmt? Ich schreibe jeden Monat zwischen 5 und 10 ernstgemeinte Bewerbungen. Eine Zusage habe ich seid Jahren nicht bekommen. Ganze 2 Vorstellungsgespräche, die dann auch zu nichts führten. Ansonsten stimme ich zu eine gesunde Ernährung ist mit Abstrichen möglich. Allerdings nur wenn das Monatstiket nicht deutlich teurer ist, man nicht das Pech hat einen Teil der Miete selbst zahlen zu müssen, weil die KDU zu niedrig für den Wohnort angesetzt wurden und man Schuhe und Kleidung Second (Third, Fourth) Hand kaufen kann. Klappt bei uns nicht immer. Kids brauchen halt öfter was, wachsen ebend. Alles was man an Extraausgaben hat, gibt natürlich Abzug wo? Genau beim Essen. Ich rede bei der Kleidung übrigens vom zwingend notwendigen. Ach ja und Teilhabe ist ein Grundrecht. Probier mal nur 3 Monate keine anderen Sozialkontakte als deine direkte Familie und dann auch nur die, die Verständnis dafür aufbringen, dass du eben nicht mit ins Kino oder zum Restaurant kannst. Soziale Isolation ist kein Ponyhof.
Mit dem zu geringen Anteil für Öffis gebe ich dir absolut Recht. Der Anteil deckt nicht einmal das Deutschlandticket und ein Auto halte ich für gar nicht machbar mit Bürgergeld, obwohl es ja wiederum nützlich für die Arbeitsfindung ist. Als Mutter von 5 Kindern weiß ich, dass Kleidung ab einem gewissen Alter und „Marken“wunsch sehr zu Buche schlagen kann. Ja, soziale Kontakte sind wichtig, Allerdings ist meine Einstellung dazu, wer kein Verständnis für meine Situation hat, mit dem will ich ehrlich gesagt auch keinen Kontakt haben. Auf diese Menschen kann ich verzichten. Und soziale Kontakte hat nichts mit Kino, Restaurant oder Zoobesuch zu tun. Soziale Kontakte kann ich auf dem Spielplatz pflegen, beim Picknick im Park oder bei einer Wanderung durch den Wald, Spielabende zu Hause usw….Soziale Kontaktmöglichkeiten sind doch nicht an finanzielle Mittel gebunden. So überhaupt nicht. Es ist eher eine Frage der eigenen Ansprüche. Genau wie bei der Arbeitssuche. Bin ich bereit (fast) jeden Job zu machen oder will ich unbedingt dieses oder jenes und weiche nicht davon ab. Ich habe im letzten Jahr den Selbstversuch in Mecklenburg-Vorpommern, ein Bundesland mit hoher Arbeitslosigkeit gestartet. Ich habe Regale im Discounter aufgefüllt, im Pflegeheim gearbeitet und zum Schluss in einem Büro. Weiterhin hätte ich noch in einem Drogeriemarkt, einem Bäcker und in mehreren Gastronomien arbeiten können. Und egal in welcher deutschen Stadt wir landen, überall sehe ich in den Schaufenstern „Mitarbeiter“ gesucht. Wirklich in Massen. Mir erschließt sich nicht, warum man dann keine Arbeit finden würde? Arbeitsweg zu weit? zu Wenig geld trotz Mindestlohn? Angst vor Anrechnung beim Bürgergeld?