Ich liebe es, wenn wir irgendwo allein stehen und kein anderer Mensch weit und breit zu entdecken ist. Manchmal jedoch kommt der Gedanke, wie es wohl wäre in einer/mit einer Gemeinschaft zu leben. Menschen, die sich mögen und gegenseitig unterstützen. Eine Gemeinschaft, in der jeder seine Talente zum Strahlen bringen kann.
Dann gibt es Momente, in denen ich Teil einer temporären Gemeinschaft werde, wie aktuell. Wir fuhren bewusst an einen Strand, von dem wir wussten, dass es Spielkameraden für Luna gibt. Jede Menge neuer Freunde.
Wir Erwachsenen haben ebenfalls viele Gemeinsamkeiten. Neben dem Reisen und leben im Wohnmobil, verbindet uns vor allem die Flucht aus Deutschland, um unseren Kindern eine freie unangepasste Bildung zukommen zu lassen. Ja es ist eine Flucht, denn in Deutschland haben wir keine Wahl. Es gibt keinen zulässigen Weg aus der „Gebäudeanwesenheitspflicht“ als Deutschland zu verlassen.
Entweder wir sorgen dafür, dass die Kinder jeden Tag 6-8 Stunden die Schule besuchen oder wir werden kriminalisiert. Logisch, dass uns auch das Hinterfragen des gesamten deutschen Systems verbindet. Es ist meist kein Hinterfragen mehr, sondern in Anbetracht der Entwicklung in Deutschland eine klare Ablehnung.
Ebenso ist uns allen die Manipulation bewusst, die wir erfahren haben. Manche stecken noch in dem Schmerz der Erkenntnis, in welcher Form sie beeinflusst wurden und nach welchen (fremden und auferlegten) Kriterien sie ihr bisheriges Leben gestalteten.
Ich nenne es den Deschooling-Prozess oder Entsystematisierung. Ein durchaus schmerzhafter Prozess, der einem alles abfordert und den Frank und ich bereits größtenteils hinter uns haben. Die, die länger reisen, sind klar in der Gestaltung ihres Lebens, der Momente ihres Lebens, dem Jetzt; sind sich ihrer Stärken bewusst und strotzen vor Vertrauen in sich Selbst und Ihres Lebens. Ich nenne das Stillstand der Gedankenwelt.
Also durchaus genügend Übereinstimmungen, um ein friedvolles Miteinander zu leben. Dem ist auch so. Die Kinder spielen friedlich von morgens bis abends. Tränen gibt es nur bei Verletzungen. Niemand bestimmt über die Kinder oder zerrt verzweifelt schreiende Kinder hinter sich her, wie es mir in Deutschland ständig begegnete. Kinder werden als vollwertige Menschen anerkannt und deren Selbstbestimmungsrecht ist ein Kernpunkt dieser Gemeinschaften. Die Erwachsenen sind ausgeglichen und jeder geht seiner Aufgabe nach. Es bedarf keiner Worte, um den Rahmen dieser Gemeinschaft zu erkennen, keine Worte, um den eigenen Platz zu finden.
Mein Platz ist der einer Beobachterin. Ich habe mich nicht integriert, aus eigenem Willen. Ich will diese temporäre Gemeinschaft, die sich innerhalb von Stunden zwischen völlig fremden Menschen entwickelt (und durchaus über Monate und Jahre existieren kann), beobachten und ich bin mein eigener Beobachter. Was fühle ich? Habe ich Sehnsucht nach dieser durchaus sicheren und schützenden Konstellation? Brauche ich verbale Kommunikation? Mag ich Smalltalk? Könnte ich mich unterordnen? Wo sehe ich meinen Platz in einer solchen Gemeinschaft? Welche Gruppengröße finde ich angenehm? Usw….
Ein paar der Fragen konnte ich beantworten, doch ich spüre deutlich, dass es mich weiterzieht, dass ich nicht bleiben will. Daher geht’s morgen wieder on the road. Das ist ein eindeutiges Zeichen. Momentan bin ich nicht bereit für ein Gemeinschaftsleben. In mir arbeitet noch sehr viel, dass sich klären will, bevor ich mit anderen Menschen in dauerhafte Verbindung gehe. Noch favorisiere ich unverbindliche Kontakte. Ich bin gespannt, in welche Richtung es sich bei mir und natürlich bei uns entwickelt. Sind wir Gemeinschaftsmenschen oder Einzelkämpfer?