– Ein riesiger Sandkasten –
„Sie liegt doch fast auf dem Weg, lass uns doch kurz mal vorbeischauen.“ höre ich mich sagen und weiß im selben Moment, dass das „kurz mal vorbeischauen“ meist einen längeren Aufenthalt nach sich zieht.
Die Rede ist von der Dune du Pilat, der größten Wanderdüne Europas. Sie ist bis zu 110 m hoch, 500 m breit und 2,7 km lang. Zu finden ist sie am Atlantik in Frankreich, genau gesagt in der Meeresöffnung des Bassin d’Arcachon.
Parken mit dem Wohnmobil
So richtig vorstellen kann ich mir diese Größenordnung nicht und mein Augenmerk liegt erst einmal auf der Findung eines Parkplatzes. Wir sind in einem Gebiet Frankreichs, in dem die meisten Parkplätze mit Höhenbegrenzungen versehen sind, durch die ein Wohnmobil nur mit brachialer Gewalt passen würde.
Erfolg verspricht ein kleiner Parkplatz, der bei park4night eingetragen ist (N44.601399 W-1.198067). Wir erreichen den Platz unproblematisch und es gibt ausreichend Möglichkeiten für Wohnmobile. Wir sind auch nicht die einzigen dort. Die Düne selbst kann ich von hier nicht erblicken, da uns noch ein Kiefernwald von ihr abschottet. Ich erlaube mir an dieser Stelle noch eine kleine Spöttelei: „Na so groß kann sie dann ja nicht sein.“ Noch Tage später bereut mein Muskelkater geprägter Körper diesen Satz.
Direkt nach einer kurzen Pause machen wir uns durch den Wald in Richtung Düne auf. Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass wir an der Ostseite herauskommen und die Düne an der Stelle eine Steigung von 30 bis 40 % aufweist. Man gut, sonst wäre ich bestimmt nicht mitgegangen.
Hoch hinaus und noch ein Stück höher
Plötzlich endet der Wald und wir stehen vor 60 Millionen Kubikmeter Sand. Wie eine unüberwindbare Wand steht sie vor uns. Ich halte es für undenkbar, dort hinaufzugelangen. Allerdings kann ich deutliche Fußspuren im Sand erkennen. Also beginnen wir den Anstieg. Es ist anstrengend, heiß und ehrlich gesagt ziemlich sandig. Ich habe keine Zeitgefühl, wie lange das Erklimmen dauerte. Die böse Überraschung als wir vermeintlich oben sind. Das ist nicht oben. Das war erst die 1. Etage. Also weiter.
Mittlerweile können wir die Massen an Menschen sehen, die vom Hauptparkplatz sich ihren Weg durch den Sand bahnen. Boah, die haben Treppen. Ernsthaft, vom Hauptparkplatz geht tatsächlich eine Holztreppe und ein Holzweg auf die Düne und ich stecke hier bis zum Knie in feinstem Sand.
Irgendwann kommen wir ganz oben an und teilen uns den Ausblick mit ca. 2000 anderen Menschen. Der Ausblick der sich bietet ist beeindruckend. Es treffen der Atlantik, der Kiefernwald, die Bucht, eine Sandbank und eine Halbinsel aufeinander. Eine einzigartige Kombination und atemraubende Landschaft. Ich komme mir vor wie in der Karibik und warte, dass jeden Moment die Black Pearl am Horizont auftaucht.
Lange halten wir es auf der Dune du Pilat leider nicht aus. Es gibt keinen Schatten und die Sonne brennt auf unserer Haut. Zum Anderen überkam mich vor einiger Zeit der Gedanke an Treibsand und ich fühle mich in diesem riesigen Sandkasten doch unwohl.
Für den Abstieg wählen wir bewusst den gleichen Weg wie hinauf. Den Spaß, eine riesige Düne im Schweinsgalopp runterzulaufen, lasse ich mir nicht nehmen. Meine Erfahrung diesbezüglich: Es macht irre Spaß, aber natürlich verliert man bei der Steigung die Kontrolle über den Körper und die Beine sind langsamer als der Rest. Wäre es nicht so anstrengend wieder noch nach oben zu kommen, hätte ich es wiederholt.
Runter geht’s mit Funfaktor
Wir sind an dem Tag nicht weitergefahren, sondern haben auf dem oben angegebenen Parkplatz übernachtet. Er liegt direkt an der Straße und es ist demgemäß laut und unruhig in der Nacht. Trotz allem haben wir gut geschlafen. Erschöpft genug waren wir.
Einen Abstecher zur Dune du Pilat kann ich nur jedem empfehlen, der den Aufstieg nicht scheut.