Der Wunsch nach einem Stück Land in Portugal –
Noch bevor wir Portugal 2017 das erste Mal besuchten, reifte in mir der Gedanke, in diesem Land sesshaft zu werden. Ein merkwürdiger Gedanke, denn ich kannte Portugal zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht.
Gründe für eine Sesshaftigkeit
Nachdem wir nun seit 3 Jahren die meiste Zeit hier verbringen, ist natürlich klar, dass wir dieses Land lieben. Es gibt eine ganze Menge Gründe, die für ein dauerhaftes Leben in Portugal sprechen:
- Die Portugiesen sind ein außergewöhnlich freundlicher und liebenswerter Menschenschlag. Wir leben sehr gern mit ihnen.
- Die Landschaft in Portugal ist abwechslungsreich, ursprünglich und atemberaubend schön.
- Das Klima: Von Schnee in den Bergen bis zu Badewetter im Winter. Das Klima ist mild, doch vor allem ist es die lange Helligkeit im Winter, die es mir angetan hat. Den typisch deutschen dunklen Winter gibt es hier einfach nicht.
- Das Land ist überschaubar und winzig. Egal wo man sich befindet, man braucht keine 2 Stunden bis ans Meer.
- Der Geruch in Portugal löst Heimatgefühle in mir aus.
- Portugal liegt irgendwie am „Ende“. Es geht nicht mehr weiter und löst bei mir angekommen sein aus. Ich finde zur Ruhe, Stille und zum innerlichen Gleichgewicht. (Weiterfahren würde zurückfahren bedeuten.) Ja, ein verdrehter Gedanke, der mir trotzdem gefällt.
Gründe gegen eine Sesshaftigkeit
Es gibt auch Dinge, die gegen ein dauerhaftes Leben in Portugal sprechen:
- Unerträglich heiße Sommer
- Wassermangel
- Monokulturen aus Eukalyptus und dadurch verursachte verheerende Waldbrände
- Angst, mich nicht integrieren zu können
- Die teils heftigen Stürme und der unablässige Wind an der Küste
- Man soll es nicht glauben, aber auch ein Grundstück in Portugal bedeutet Verantwortung und man ist Gesetzen unterworfen.
Die Frage nach dem WARUM
Der stärkste Hinderungsgrund sind jedoch wir selbst und unsere Frage: Warum?
Jedes Mal, wenn wir vor dem perfekten Grundstück stehen und unser Kopfkino es umgestaltet und bewohnbar macht, schleicht sich von hinten ganz leise die Frage: Warum und wozu? an.
Ja, wozu brauchen wir ein Grundstück? Woher kommt dieser Gedanke nach Besitz und Sesshaftigkeit? Wenn wir eins in den letzten 3 Jahren gelernt haben, dann dass es uns spätestens, wirklich allerspätestens nach 3 Monaten nervt, immer den gleichen Blick aus dem Küchenfenster zu haben.
Bedürfnis nach Gartenarbeit
Mein Wunsch nach einem Grundstück resultiert aus meiner Liebe zur Gartenarbeit, die ich wirklich schmerzlich vermisse. Mein Leben lang hatte ich einen Garten, baute Gemüse an und schaute den Blumen beim Blühen zu. Das fehlt mir so sehr, dass mein Herz manchmal richtig laut schreit.
Dieses Bedürfnis durch Hilfe in fremden Gärten zu befriedigen, funktioniert nur eingeschränkt. Denn natürlich sind Säen und Ernten miteinander verknüpft und das Ergebnis meiner Arbeit nicht zu erleben, ist kein adäquater Ersatz. Zum Anderen würde ich vieles ganz anders umsetzen, als ich es in fremden Gärten vorgegeben bekomme.
Sicherheitsbedürfnis
Des Weiteren konnte ich ein Sicherheitsbedürfnis herausfiltern. Tief in mir verankert, lebt ein winziges Stück des Glaubenssatzes, ich müsste doch irgendwo wohnen, weil es in unserer Gesellschaft nun mal so ist. Je länger ich reise, desto geringer wird dieser Anteil und in einiger Zeit wird sich dieser Gedanke verflüchtigt haben.
Ein Platz für Freunde?
Dann gibt es noch die äußeren Einflüsse. Wir hören oft: „Kauft euch mal ein Grundstück, dann kommen wir euch besuchen.“ Die letzten Monate in Deutschland fiel dieser Satz unzählige Male. Er löste in mir ein Zwicken und Zwacken aus; wusste aber nicht warum er mir sauer aufstößt.
Mittlerweile ist es mir klar. Ich würde mich riesig freuen, wenn die Menschen, die ich mag, den Weg von 3000 km auch mal auf sich nehmen würden, um uns zu besuchen und nicht nur darauf warten, dass wir vor ihrer Haustür stehen. Doch warum ist das von einem Grundstück abhängig? Portugal ist touristisch hervorragend erschlossen und wir sind zeitlich und räumlich flexibel. Was spricht dagegen eine Unterkunft zu buchen? Mich beschleicht der Verdacht, dass diese „Freunde“ auch dann nicht kommen würden, wenn wir ein Grundstück hätten oder dass sie nur preiswert bei uns Urlaub machen wollen. Wenn sie uns wirklichen treffen wollten, hätten sie in den vergangenen 3 Jahren sicher einen Weg gefunden.
Wir kaufen jedenfalls kein Grundstück, weil andere es wollen.
Unser weiterer Weg
Wir handhaben es wie bisher. Unser Herz weist uns den Weg. Sobald alles in uns JAAAAAA schreit, wenn ein Grundstück vor uns liegt, werden wir das hören. Solange uns Zweifel plagen, ist es ein eindeutiges NEIN. Wir lieben unser Reiseleben, unsere Unabhängigkeit und die Freiheit dort zu verweilen wo es uns gefällt und weiterzufahren, wenn es uns nicht mehr gefällt.
Und für die fehlende gärtnerische Betätigung, wird sich eine Lösung finde. Ich wäre verwundert, wenn das nicht der Fall wäre.