Loslassen ist nicht einfach…
…ein Satz der mir oft zu Ohren kam und erst jetzt seine Bedeutung entfaltet. Als ich einen festen Wohnsitz und einen geregelten/organisierten Alltag hatte, gab es Gewohnheit und kaum Veränderung. Ich hatte mir Gedanken gemacht, wie meine Seele darauf reagieren wird, wenn nichts mehr so ist, wie ich es gewohnt bin. Werde ich es genießen oder werde ich zusammenbrechen?
Nach nun 37 Tagen weiß ich, dass es beides in mir auslöst. Meistens genieße ich mein Nomadenleben und manchmal sehne ich mich nach einem festen Bezugspunkt. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit wie die Wolken am Himmel ziehen zu können, verweilen wo es mir gefällt und fahren, wenn ich Neues entdecken will. Es ist toll morgens aufzuwachen und zu wissen, es ist egal, wo ich bin. Im Osten geht die Sonne auf und im Westen unter. Mehr Wissen ist tatsächlich nicht nötig. Anfangs hatte ich noch Routen geplant. Mittlerweile fahre ich einfach los und bleibe stehen, wenn das Herz es sagt.
Heute bin ich doch nochmal ins Planen verfallen. Denn ich wollte an den „Rand“ der Sierra Nevada fahren, aber auf keinen Fall mittenrein. Doch dann, die „Ausfahrt“ verpasst und wenden auf den Serpentinen nicht möglich. Es blieb nur weiterfahren. Nun habe ich einen der Tage vor mir, an denen ich mich fremd fühle. Fremd mit mir, fremd mit dem Umfeld. Einer der Tage, an denen ich meine Mitte verliere, zweifle und mich nach Hause sehne.
Ich hatte geplant (das Schicksal herzhaft gelacht) und mich nicht von meinem Herzen tragen lassen. Das Ende, was noch gar nicht das Ende ist: Ich stehe auf 1240 m Höhe im höchsten Gebirge der iberischen Halbinsel, es ist richtig kalt (Handschuhe sind im Einsatz) und die Wolken küssen die Berge vor mir. Noch sind sie vor mir, denn morgen werden die Wolken mich küssen, denn ich muss, um hier wieder weg zu kommen auf 2000 m above sealevel. Ich hoffe sehr, ich verpasse dieses Mal keine Ausfahrt, denn sonst gehts auf 3500 m Höhe.
Ich nehme die Herausforderung an (aber eigentlich nur, weil ich MUSS, es geht mir an der Stelle wie damals demjenigen, der aus dem Weltall auf die Erde sprang. Hätte zwar in seinem Ballon sagen können, nö, ich spring jetzt nicht. Nun ja, aber was dann?). Ich weiß es wird einen Sinn ergeben, dass ich mich dieser Angst stelle. Erkenne ich zwar noch nicht, aber das liegt an der dünnen Luft hier oben. Daumendrücken kann jedoch nicht schaden, also ihr Lieben, bitte alles was nach Daumen aussieht morgen Vormittag fest drücken, denn die Straßenführung gleicht einem Wehenschreiber in den Presswehen. Irgendwie fühle ich mich auch so…
(Naja, vielleicht ist es ja eine Alternative in dem kleinen Bergdorf, in dem ich gerade stehe, dauerhaft zu wohnen.)