Die Knochenkammer der Franziskaner
Die meiste Zeit suchten wir uns Stellplätze in der Natur, vorzugsweise an Stauseen. Nur zum Besuch der wunderschönen Stadt Evora nahmen wir das Übernachten innerhalb des Trubels in Kauf.
Evora ist Geschichte zum Anfassen. Von der Römerzeit bis heute ist vieles in einem hervorragenden Zustand. Beeindruckend ist neben des Aquäduktes für mich vor allem die Stadtmauer. Ich weiß nicht, wie hoch sie ist, schätze 10 m, und sie umgibt fast die gesamte Innenstadt, das sind einige Kilometer. Ich konnte mir diese uneinnehmbare Festung sehr gut vorstellen.
Aber auch die Knochenkammer ist interessant. 3000 Knochen wurden in dem Meditationsraum der Franziskaner verbaut. Über dem Eingang steht:
„Unsere Knochen hier, warten auf deine.“
Im Klartext heißt es: „Lebe dein Leben und zwar jetzt. Deine Gebeine kleben schneller an der Wand als du denkst.“
Wir blieben im Distrikt Evora und besuchten noch den Stonehenge Portugals. Eine beeindruckende Ansammlung von 100 mandelförmigen Megalithe. Angeblich wurden sie vor 6000 Jahren dort aufgestellt. Warum? Tja, das weiß keiner. Auf jeden Fall ist es ein sehr schönes beruhigendes Gefühl innerhalb der Elipse zu sitzen.
Unser Weg führte weiter nördlich und wir trafen vermehrt auf verbrannte Wälder. Die Trockenheit in Portugal macht mich tatsächlich sehr nachdenklich. Die Erde ist aufgerissen, die Stausseen liegen weit unterhalb ihrer Pegel und das seit ca. 3 Jahren. Bisher hatten wir 6 Regentage seit unserem Reisebeginn, also seit 4 Monaten. Portugal ein Land in Europa und trocken wie die Wüste, die Landwirtschaft liegt brach, Tiere verenden. Von Deutschland noch weit genug entfernt? Auch mir wird erst aufgrund des langen Aufenthalts bewusst, dass keine Ende in Sicht ist, dass wir uns tatsächlich im Klimawandel befinden. Ausgetrocknete Flüsse (ehemals große Flüsse) und Seen sind ein alltägliches Bild hier. Was passiert, wenn plötzlich kein Trinkwasser verfügbar ist und nur ein einziger Konzern sich dubiose Rechte an den letzten Reserven angeeignet hat? Ohne Wasser werden wir nicht überleben.
Was ich nicht nachvollziehen kann, die unzähligen Golfplätze an der Algarve erstrahlen in sattem grasgrün. Der Rasen für weiße Bällchen wird gut bewässert, während in den Dörfern außerhalb der Touristenhochburgen, die Menschen auf Trinkwasser warten. Ebenso die unzähligen Avocadoplantagen, die über ein großzügiges Bewässerungssystem verfügen und die Brunnen der Umgebung leer pumpen. Die Avocados landen dick und saftig in Deutschland auf dem Teller, während die Anwohner um diese Plantagen herum, von Wassermangel bedroht sind. Da sie auch täglich die Pestizide einatmen, mit denen die Avocados eingenebelt werden, bleibt abzuwarten, ob sie aufgrund Wassermangel oder aufgrund Vergiftung erkranken.
Wir verbrauchen seit Beginn unserer Reise zu dritt zwischen 10-15 Liter pro Tag zzgl. Trinkwasser und 1 X im Monat kommt eine Wasserfüllung für die Waschmaschine dazu. Und wie sieht euer täglicher Wasserverbrauch aus?