Ein Ort zum Verweilen und Bleiben…
Vor einem Monat landeten wir auf der Durchreise Richtung Norden ganz ungeplant in diesem Ort und parkten den Peter direkt am Tejo. Eine Nacht blieben wir. Nun sind wir auf der Durchreise in den Süden und wollten hier ebenfalls wieder eine Nacht verbringen, weil es so schön war. Das war letzten Sonntag. Seitdem hängen wir fest und können bzw. wollen nicht weiterfahren. Wir lieben die kleine Stadt und den Tejo. Es gibt fußläufig Einkaufsmöglichkeiten, es gibt viele viele Kinder für Luna, ein wundervoller Park vor der Haustür, es ist hier sehr ruhig und trotzdem voller Leben. Auch das Wetter scheint hier besser zu sein als im Rest Portugals. Seit 1 Woche laufen wir in Sommerkleidung herum. Die Regenwolken bleiben einfach an den Bergen hängen, von denen diese Stadt eingerahmt ist. Bis zu den schönen Stränden in Peniche ist es knapp 1 Stunde Autofahrt.
Es kommen immer mal wieder Wohnmobile an, die hier die Nacht verbringen. Nach einigen Tagen merkten die Anwohner, dass wir offenbar länger bleiben. Sie fingen an uns in Gespräche einzubinden. Sie geben uns Ausflugstipps, sie erzählen mit uns, wie man mit Nachbarn redet. Luna holt sich täglich sein „um gelado de morango“ am Kiosk.
Mit englisch und erstaunlicherweise französisch können wir uns gut verständigen. Allerdings schämen wir uns, dass unser portugiesisch noch grottenschlecht ist. Eine alte Frau, die seit 3 Tagen täglich portugiesisch mit uns SmallTalk hält (wir verstehen nicht viel, aber es wird besser) kam heute Abend nochmal an unser Wohnmobil mit einem Sack Kleidung von ihrem Enkelkind für Luna. Es ist in Portugal üblich, die Kleidung NICHT in die Kleidercontainer zu werfen, sondern entweder weiterzugeben oder an die Container zu stellen, damit sich Menschen nehmen können, was sie brauchen. Auch mit Möbeln und anderen brauchbaren Dingen wird das so gehandhabt. Eine ganz tolle Angewohnheit. Ob das in Deutschland Erfolg hätte? Vermutlich verboten und man bekommt eine Anzeige wg. Umweltverschmutzung oder ähnlichem.
Einige Menschen kommen uns täglich besuchen, andere winken von weitem oder rufen unsere Namen, wenn sie uns sehen. Ich kann sagen, DAS wird kein leichter Abschied. Von Anfang an war mir klar, dass Portugal, das Land meiner Wahlheimat ist. Diese kleine Stadt im Centro direkt am Tejo setzt noch eins drauf und ich frage mich, wieviele „Winks mit dem Zaunpfahl“ ich noch brauche. Genügend leerstehende Häuser, die gern mit Leben gefüllt werden möchten, gibt es natürlich auch hier. Vielleicht wartet eines auf genau auf uns?